Mit 12 und 16 PS über den Brenner
Im Mai 2006 hat Florian als Geschenk für die bestandene Führerscheinprüfung einen Hela D112 bekommen.
Bei der Restauration ist der Gedanke aufgekommen, eine größere Tour zu unternehmen. Leichter gesagt als getan. Ein Reiseziel war aber dennoch schnell gefunden – Ratschings in Südtirol – wo unsere Familie sich seit vielen Jahren sehr wohl fühlt.
Ratschings, Familie Braunhofer, Pizzeria Sepp, Wasserfalleralm, Rinneralm, Sterzing …
…viele Erinnerungen an schöne Urlaubstage in den Bergen Südtirols.
Ich habe mich immer wieder mit der Routenfindung auseinandergesetzt, wollten wir doch unbeschwerte Tage, ja, einen Urlaub der anderen Art, verbringen, nicht zuletzt aber ohne Gefahr oder Behinderung für den normalen Verkehr das Abenteuer bestehen.
Im Mai 2007 war Florian´s Hela fertig und konnte die Garage verlassen. Auf unseren Eicher war sowieso Verlass und so konnte die weitere Planung der Tour fortschreiten.
Viele Stunden am PC Satellitenbilder ausgewertet und parallel mit einem Fahrradtourenplaner die Reiseroute festgelegt und ausgearbeitet.
Unser Fahrtenbuch wurde Schritt für Schritt verbessert und wir waren zuversichtlich, auch im Bezug auf Planung der Tour, gut gerüstet zu sein.
Nachdem wir am 21. Juli 2007 unseren
Schäferwagen in Hainsfarth bei der Familie Bornebusch abholen konnten, fieberten wir unserem Unternehmen Südtirol entgegen.
Pater Alfred segnete unsere Fahrzeuge, so dass wir mit Gottes Segen unsere doch ungewöhniche Reise antreten konnten.
Mit 12 und 16 PS, Florians Hela, Baujahr 1958 mit 12 PS, unser Eicher Baujahr 1952 mit 16 PS, über den Brenner war unser Ziel am 31. Juli 2007.
Wir starteten so gegen 9.30 Uhr bei schönstem Wetter zuhause, von unserem Mittelbiberach in
Baden – Württemberg, versorgten uns in Biberach noch ausreichend mit Treibstoff, selbstverständlich für unsere Schlepper.
Mit einer Marktplatzrunde in Biberach an der Riss verabschiedeten wir uns von unserer Heimat und gingen die ersten Kilometer an.
Keinen Kilometer hat es gedauert und der Hela streikte. Ich wurde nicht sofort erreicht, an der Kreuzung in Biberach kam ein junger Mann Florian zum Schieben zu Hilfe und Mama Elfi wurde ebenfalls übers Handy verständigt.
Wir zeigten uns zuversichtlich, nachdem ich zurückgefahren war und den Hela wieder zum Laufen brachte.
Allem Anschein nach war bei der Kraftstoffzufuhr der Fehler zu finden, vielleicht auch nur Luft in der Kraftstoffleitung, das Problem war vorerst gelöst.
Über unsere im Voraus sehr detailliert ausgearbeiteten Strecke, ein Fahrtenbuch
mittels Tourenplaner und topographischen
Karten sowie über Satellitenfotos wurde erstellt,
fuhren wir sofern es ging, über Nebenstraßen
Richtung Allgäu.
Über Ummendorf – Mittelbuch – Rottum –
Tristolz – Ellwangen - Hauerz war unsere
Vorgabe, aber Florians Hela streikte immer
wieder und immer in kürzeren Abständen, so
dass wir mehrmals eine Zwangspause einlegen
mussten.
In Tristolz erhielten wir bei der Durchfahrt eines Bauernhofes noch eine große Salami als Wegzehr.
In Treherz, nach knapp 37 km, war für den Hela an diesem Tag Schluß.
Wir konnten ihn nicht mehr starten. Was tun?. Mir war in Aitrach ein Betrieb mit Landmaschinen noch bekannt, dorthin haben wir den Hela geschleppt. Herr Kunz war sehr hilfsbereit, doch leider ohne Erfolg.
Deshalb haben wir Florians Hela zum Park – Camping Iller geschleppt. Dieser Campingplatz gehört einem früheren Kollegen von mir.
Nachdem unser Übernachtungsplatz ausgesucht war, holten wir unseren Schäferwagen aus Treherz, wir hatten diesen zuhause schon „Wendelin“ getauft.
Nach zwei Bierchen versuchten wir unser Glück mit der Einspritzpumpe, hatten aber keinen
Erfolg.
Wir informierten unsere Daheimgebliebenen über die derzeitige Situation und beratschlagten das weitere Vorgehen.
Somit zogen wir uns mit einem komischen Gefühl in unseren Wendelin zurück und verbrachten eine kalte Nacht, wir froren wie
mancher Schäfer in seinem Wagen, da wir uns nur mit Leinen bedeckt schlafen gelegt hatten.
Tagestrecke mit Umwegen ca. 55 km, Fahrtzeit ca. 6 – 7 Stunden mit Standzeiten.
Gegen 8.00 Uhr aufgestanden, haben wir etwas depremiert unsere Lage überdacht und dann beschlossen, dass der Hela zu unserem Spezialisten Max Leins gebracht werden soll.
„Wiese“ Riedmüller war in diesem Fall unsere fast einzige Lösung für den Transport von Aitrach nach Hopferbach.
Nachdem „Wiese“ gegen 10.00 Uhr bei uns eingetroffen war, wurde der Hela verladen und Florian machte sich mit auf den Weg zur Fachwerkstätte.
Es ist nicht selbstverständlich alles stehen und liegen zu lassen, um uns aus dieser misslichen Situation weiterzuhelfen, wahre Freunde wie Wiese und auch noch weitere standen uns stets zur Seite.
Wir hatten uns darauf geeinigt, nachdem auch Mama Elfi uns ermuntert hatte, egal wie´s mit Flo´s
Hela ausgeht, unsere Reise fortzusetzen. Somit bin ich dann gegen 13.30, nachdem ich noch ausgiebig mit meinem früheren Kollegen Karl-Heinz diskutiert und zu Mittag gegessen hatte, vorerst
alleine
weitergezogen. Kurz nach Aitrach wurde die erste Grenze, hier nach Bayern, überschritten und demnach
wurde auch am Eicher die Fahne unseres Ursprunglandes Württemberg gegen die bayrische Staatsfahne
ausgetauscht. Wir hatten uns vorgenommen jedes Bundesland das wir durchfahren mit dessen Flaggen zu grüßen, was uns auch viel Anerkennung und Respekt von vielen Menschen der einzelnen
Ländern
entgegengebracht hat. Das Tagesziel war der Campingplatz am Elbsee, der über eine Weiterfahrt durch den Illerwinkel, eine wunderschöne Landschaft um die Illerwindungen, über die Ortschaften
Illerbeuren
(Schwäbisches Bauernhofmuseum) – Kronburg (Schloß Kronburg) – Schachen – Hörpolz –Zell –
Grönenbach zu erreichen ist. Ursprünglich war eine Route über die Ehrwiesmühle geplant, mein Kollege
Albrecht hat mir die Weiterfahrt ab der Mühle abgeraten, da dieser Weg nur schwer mit unserem Wendelin zu bewältigen wäre. Kurzum habe ich dann den Weg über Wolfertschwenden, hier ein langer und
steiler Aufstieg bis zur Kreuzung nach Böhen gewählt, wo ich meinem Eicher eine Verschnaufpause gönnte.
Übrigens hat Florian für unsere Tour ein Bild gemalt, das wir hinten an unserem Schäferwagen angebracht haben.
Allein in dieser herrlichen Landschaft habe ich dann einige Gebete nach oben gesprochen, damit unsere Tour doch noch mit 2 Traktoren weitergeführt werden kann.
Zwischen Fahren und vielen
Infogesprächen mit Daheim
blieb immer die Hoffnung bei
diesen schönen
Landschaftsbildern.
Viele Eindrücke, die bei einer Schleichfahrt über das Allgäu von uns aufgesogen wurden, können nicht
beschrieben oder gar mit Bildern nähergebracht werden, diese Stimmung muß man selbst erleben. Über
Untrasried – Obergünzburg – Günzach – Binnings ging die Fahrt weiter.
In der Wallfahrtskirche St. Alban, wohin ich ebenfalls einen Abstecher machte, konnte ich unserem Herrgott danken, nachdem ich zuvor aus Mittelbiberach erfahren durfte, dass der Hela läuft und gegen Abend an den Elbsee gebracht wird.
Froh gelaunt mit einem Liedchen auf den Lippen fuhr ich dann über Aitrang zum Camping am Elbsee. Dort wurde ich in dieser wunderschönen Anlage gegen 19.00 Uhr sehr herzlich aufgenommen und an meinen Stellplatz begleitet, wo mich sehr viele „Nachbarn“ ausführlich begutachteten und selbstverständlich viele Fragen über das ungewöhnliche Gespann beantwortet haben wollten.
Nach diesem bisher doch etwas aufregenden Tag habe ich mir nach einer ausgiebigen Dusche ein paar Bierchen gegönnt, um die Zeit für die Ankunft der Lieben von daheim zu vertreiben.
Daheim, ja was war heute dort geschehen.
Wiese hat mit Flo den Hela zu Max Leins gebracht und ihn gebeten, wenn möglich zu reparieren. Max hat sich dem Hela sofort nach dem Mittag zugewandt und nach bangen Stunden für uns alle,
hauptsächlich natürlich für Florian, gegen 16.00 Uhr Bescheid gegeben, dass Flo´s D112 läuft. Die Ursache war eine festsitzende Regelstange und eine unsachgemäß zusammengebaute, zudem schlecht
eingestellte Einspritzpumpe. Danke an Max Leins für die sofortige Reparatur und dies zu einem ungewöhnlich günstigen Tarif.
Wie kommt dann der Hela wieder zu mir und wir beide wieder zusammen.
Unser Oldiekamerad Markus Denzel hat sich bereit erklärt, den Hela von Hopferbach nach Mittelbiberach zu bringen. Unsere Mama Elfi hat sich dann ein Herz gefasst und nach Rücksprache mit mir, zur
Untermauerung Ihrer Fahrkünste, sich mit dem Gespann auf die Strecke zum Elbsee, immerhin nahezu 110 km, auf den Weg gemacht. Gegen 22.00 Uhr waren wieder alle vereint, Elfi, unsere Tochter
Franziska, Flo und Florians Hela sind gesund am Elbsee angekommen.
Abladen und dann für Florian die Parade durch den Campingplatz zu unserem Stellplatz. Mutter und Tochter sind sofort dann wieder Richtung Heimat und Florian und ich zur wohlverdienten Nachtruhe
in unseren Schäferwagen.
In der ganzen Aufregung um das fast gescheiterte Unternehmen Südtirol wurde ganz vergessen, von den
Verladeaktionen und den Helfern und Freunden Fotos zu machen.
Tagesstrecke allein mit dem Eicher ca. 60 km, reine Fahrtzeit ca. 5 Stunden
Nachdem ausgiebig ausgeschlafen wurde, haben wir uns ein gutes Frühstück gegönnt. Florian wollte noch unbedingt eine Kurzdurchsicht am Hela vornehmen und noch lose Schrauben nachziehen, Kühlwasser und Öl kontrollieren und etwas sauber machen.
Gegen 10.30 Uhr waren wir beide startbereit und machten uns von unserem sehr schönen Übernachtungsplatz auf die nächste Etappe.
Voll Hoffnung, doch nicht übermütig, eher sehr skeptisch von Florian, führte unsere weitere Wegstrecke über Immenhofen – Geisenried – Leuterschach – Sulzschneid über die Nebenstraßen Richtung
Lechbruck.
Fahrtenbuchmässig war eine Waldstrecke gedacht, doch wir haben uns entschieden Richtung Bundestrasse 16 bei Heggen zu fahren und über die weitere Wegstrecke verkehrsbedingt zu entscheiden.
Immer wieder ein kleiner Stopp, heute nicht technisch bedingt, einfach nur zum genießen der schönen Landschaft und der Aussicht auf die Voralpen.
Immer noch im Allgäu, heute im bayrischen Allgäu, haben wir beide uns auf die weitere
gemeinsame Fortführung unserer Tour gefreut und die Landschaft auf uns einwirken lassen.
Nach ca. 3 Stunden Fahrtzeit erreichten wir
Roßhaupten – Sameister, wo wir beschlossen
Mittag zu machen. Nach Pfifferlingen mit
Knödeln waren wir gegen 14.45 Uhr wieder
gestärkt für die nächsten Kilometer.
Über Lechbruck und Steingaden machten wir uns auf den Weg zur Wieskirche. Wir suchten wieder eine Nebenstrecke heraus und in den vielen Dörfern wurde uns zugewunken und ab und zu hatte auch einer Zeit für eine kleine Unterhaltung bzw. für eine Auskunft über die kommenden Wege.
Nach einer Kaffeepause, Florian brauchte etwas Eis zur Abkühlung, stellten wir unsere Schlepper zum Foto auf.
Selbstverständlich hatte Florian am Morgen ebenfalls den Hela mit der bayrischen Flagge geschmückt.
Die weitere Route hatten wir absolut über eine
Nebenstrecke herausgesucht, die uns zunächst oberhalb der Wieskirche vorbeiführte und auf der Satellitenverfolgung auf den Fotos nicht eindeutig
auszumachen war.
Über Unterhäusern – Wildsteig fuhren nach
Morgenbach und weiter südlich, wo wir bei Schächen in den Wald einbiegen und Richtung Grundbauer – Soyermühle kommen wollten.
Zunächst noch eine kleine Getränkepause, und
dann ging´s Richtung Wald- und Wiesenweg.
In Wanderkarten ist der Weg einfach
ausgewiesen, doch wir waren mit
Traktoren und unserem Wendelin
unterwegs.
Was sehr harmlos, inzwischen hatten wir ja schon einige Kilometer und
Erfahrung hinter uns, begann, endete für uns mit einem kleinen Gewaltakt. Florian fuhr voraus und signalisierte nach einer gewissen Fahrstrecke, es geht nichts mehr.
Ich stand in einer kleinen Lichtung, abschüssig nach unten, Wendelin voll in den Bremsen, und suchte
vergebens nach einem Ausweg. Eine Besichtigung der weiteren Wegstrecke brachte die Erkenntnis, dass so mancher gute Weg in topographischen Karten halt doch nur zu Fuß bewältigt werden kann und
nicht mit unseren Fahrzeugen.
Nachdem wir auch kein geeignetes Seil zur Lösung der Bremse am Schäferwagen dabei hatten und wir aber definitiv umdrehen mussten, war guter Rat teuer.
Wie bei den Wickingern meinte so Florian vor sich hin, „wenn Du das vorher gewusst hättest, hättest Du in dieser Wiese vielleicht wenden können!“ Die Lage wurde gepeilt und abgeschätzt, ich habe
Florian gesagt, dass wir es versuchen, ansonsten müssen wir Hilfe holen. Der Wegrand stieg rechts mit ca. 45° in eine kleine Weide, links wäre ausreichend und ganz leicht abschüssig Platz um
rückwärts mit Wendelin hineinzufahren. Also mit etwas mulmigen Gefühl rechts sehr vorsichtig hinauf, um unseren Schäferwagen aus der Auflaufbremse zu holen – hat vorerst geklappt – rückwärts
vorsichtig in die Wiese, Florian hat den Untergrund mit seinen 50 kg ausreichend getestet, -- hat auch geklappt.
Jetzt konnte der Rückzug angegangen werden. Wo wir vorher eine Steigung mit mindestens 20% auf einem Schotterweg uns herabgetastet hatten, mussten nun unsere Schlepper zeigen was sie konnten.
Vorsichtshalber ist Florian vorausgefahren, um im Notfall Hilfe zu leisten oder gar Hilfe zu holen. Mit viel Glück und der Kraft eines Hela D112 und eines Eicher ED 16 im zweiten Gang haben wir
uns aus dieser nicht ganz ungefährlichen Lage befreien können und nach einer Verschnaufpause, das
hatten unsere Maschinen verdient, suchte und fand Florian einen Feldweg der zu einem Bauernhof führte und somit die Aussicht für eine Weiterfahrt auf „normalen“ Wegen gegeben war.
Durch dieses Etappenereignis verloren wir natürlich viel Zeit und mußten einen Umweg in Kauf nehmen.
Allerdings schweissen derartige Situtionen auch zusammen und machen deutlich, dass ein Ziel meistens nur gemeinsam erreicht werden kann.
Inzwischen hatte auch leichter Regen eingesetzt, so dass wir den einen oder anderen Unterstand nutzten. Wieder auf guten Wegen führte unsere Route weiter über Kreut – Untermogg -- Altenau – Bad Saulgrub – nach Bad Kohlgrub. Dort wollten wir laut Reiseplan übernachten, Wir waren jedoch noch solch guter Dinge und Tatendrang, dass wir beschlossen weiterzufahren, bis wir genug hatten.
Also weiter über Murnau-Westried – Grafenaschau – Schwaigen – Hinterbraunau bis nach Eschenlohe.
Halt, vor Eschenlohe sprang Florian in Tränen aufgelöst vom Hela, er war wieder stehen geblieben.
War es die lange Tagestour, war wieder was nicht in Ordnung oder war es hoffentlich nur ein unerklärbarer Aussetzer. Mit bangem Gefühl, müde und ausgelaugt, sind wir auf dem Dorfplatz in Eschenlohe gegen 21.00 Uhr angekommen und hatten außer auf ein Bier sonst keinen Appetit.
Florian hat sich beizeiten Schlafen gelegt, Papa hat noch zwei getrunken. Wie geht´s mit Flo´s Hela weiter, was bringt der nächste Tag ???
Tagesstrecke ca. 115 km, Fahrtzeit ohne Pausen ca. 8,5 Stunden
Gegen 7.30 von einem Hupen geweckt, ein Gemeindemitarbeiter ist versehentlich auf die Hupe gekommen, dösten wir in unserem Schäferwagen vor uns hin.
Leichter Regen hat eingesetzt, der Vortag lag uns in den Knochen, die Ungewissheit über die Technik von Florians Hela, eine sehr gute Voraussetzung für den kommenden Tag.
Um 9.30 Katzenwäsche mit unserem mitgebrachten Wasser, Frühstück in einer nahe liegenden Bäckerei, und schon sieht die Welt wieder ganz anders aus.
Zurück bei unserem Wendelin war auch wieder unser Gemeindemitarbeiter, der sich bei uns für die morgendliche Ruhestörung entschuldigte und nebenbei bemerkte, dass er ebenfalls zwei Oldies zu Hause hat. Nach einem kleinen Erfahrungsaustausch und mit einer handgefertigten Karte, unser Oldiefreund hat uns einen sehr guten Tipp für die Weiterfahrt durchs Loisachtal gegeben, machten wir uns gegen 10.00 Uhr auf den Weg. Wir fuhren nicht über sieben Brücken, sondern den Weg über Sieben Quellen, einem Schotterweg durch fast unberührte Natur im Loisachtal.
Der leichte Regen war kaum spürbar, wir genossen die Natur – hatten aber immer ein Gehör auf unsere
Schlepper, Florian war immer noch unsicher und skeptisch nach dem Ausfall am Vorabend.
Die Ruhe in freier Natur, das Motorengeräusch unserer Traktoren, einfach schön. Der Weg, den unser Oldiefreund uns vorgeschlagen hat war wie Balsam für die Seele, teilweise etwas ungewöhnlich, aber meist durch Wald und Flur erreichten wir Oberau, wo wir direkt an der Bahnlinie einem weiteren Schotterweg folgten bis Farchant.
Wir entdeckten eine Tankstelle und gingen wieder Treibstoff laden. Beide Schlepper wurden vollgetankt. Von der Tankstellenbesitzerin erhielten wir zum Aufwärmen einen Kaffee und ein Busfahrer hatte sich über uns, unsere Tour und unsere Gefährte informiert.
Unser nächstes Ziel war Garmisch – Partenkirchen, wo wir uns unbedingt die Baustelle der neuen Skisprungschanze anschauen wollten.
Nach dieser kleinen Rast begann der erste größere
Anstieg auf der Bundesstrasse 2 bzw. E533 Richtung Mittenwald.
Wir hatten vereinbart, dass Florian ca. 200 m
vorausfährt und je nach Verkehr immer wieder an
Parkplätzen oder Ausweichstellen herausfährt.
Das hat super funktioniert, wir fuhren heraus und die nachfolgenden Fahrzeuge konnten vorbeiziehen. Bis hierher hatten wir übrigens keine Schwierigkeiten mit Autos, LKW´s oder anderen Verkehrsteilnehmern.
Das hat uns sehr beeindruckt, und machte uns natürlich Mut, gab uns Zuversicht für die Alpenetappe.
Wenn dann die hinter uns gefahrene Kolonne vorbei war, reihten wir uns wieder in den Verkehr ein. So erreichten wir, für uns unerwartet schnell, Klais, wo wir wieder auf eine Nebenstrecke ausweichen konnten.
Über Schmalensee fuhren wir richtig gelöst den
Bergen entgegen. Hungrig, aber zufrieden
erreichten wir gegen 13.45 Uhr Mittenwald. Wir
waren selbst überrascht, wie gut unsere Maschinen den ersten Anstieg bewältigt und uns so zügig bis hierher gebracht haben.
Das Wetter hatte sich auch etwas beruhigt, es war zwar etwas kälter, dafür aber trocken.
So gönnten wir uns eine kleine Pause vor dem
nächsten großen Anstieg ins
Leutaschtal – Österreich.
Gegen 14.30 Uhr verließen wir Mittenwald und fuhren
aufwärts ins Leutaschtal, einem Hochtal parallel zur
Strecke Mittenwald – Seefeld .
Nach überqueren der österreichischen Bundesgrenze
haben wir selbstverständlich unsere Schlepper neu beflaggt und fuhren gemütlich, bei
noch trockenem Wetter, durch das schöne Hochtal der Leutasch
Am Ende des Leutaschtales machten wir kurz nach Platzl noch eine Rast, um uns auf die nächste Schlüsselstelle unserer Tour, dem Abstieg über Buchen ins Inntal nach Telfs zu beraten.
Anstiege hatten wir schon gemeistert und erfolgreich überstanden, der Abstieg ins Inntal
war Neuland für uns und so haben wir behutsam und sehr vorsichtig die heutige Schlussetappe bis
zu unserem Etappenziel Innsbruck angetreten.
Immer wieder haben wir an Ausweichstellen angehalten, um die Bremsen von Wendelin abkühlen zu lassen.
Lieber wollten wir etwas länger brauchen, als nachher mit festsitzenden Bremsen gar
nicht weiterzukommen.
Nach einer Stunde für ca. 7 km konnten wir uns auf einen herrlichen Ausblick ins Inntal,
aus der Höhe von Bairbach freuen.
Nach 15 Minuten Bremsenpause wurde die letzte Abfahrt für heute, die uns bis ins Inntal nach Telfs führen sollte, angetreten.
Von Telfs ging´s weiter über die Bundesstraße 171
Richtung Innsbruck. Immer noch trockenes Wetter, inzwischen hat auch Florian wieder seinen Glauben an den Hela gewonnen, führte uns durch das Inntal, vorbei an der Martinswand.
Hier musste ich feststellen, dass inzwischen mein Außenspiegel verloren ging – verloren
nein,
doch leider unbrauchbar im linken Vollgummirad unseres Schäferwagens.
Wiederum sehr herzlich wurden wir gegen 19.30 in Innsbruck – Kranebitten am Campingplatz ob unserer ungewöhnlichen Fahrzeuge empfangen und freuten uns auf eine warme Dusche, selbstverständlich auch auf ein gutes Abendessen (Wiener Schnitzel einmal von der Pute und einmal vom Schwein) und natürlich das hopferne Betthupferl.
Tagesstrecke ca. 82 km, Fahrtzeit (An- und Abstiege) 7,5 Stunden.
Gut ausgeschlafen, erholt von psychischen Belastungen (Hela läuft wieder gut), starteten wir gegen 9.30 Uhr zu unserer Schlussetappe nach Südtirol.
Starteten, nein – der Eicher streikte und wollte nicht anspringen (hatte zu wenig Saft in der Batterie). Nachdem wir unser „Ölsoicherle“ abgekoppelt hatten, sprang er auch gleich beim „Anfahren bergabwärts“ an und konnte wieder vor Wendelin gespannt werden.
Jetzt hatte ich das psychologische Problem – liegt´s am Anlasser, an der Batterie ?? – wer weiß?
Wir verabschiedeten uns am Campingplatz
von Fritz und machten uns auf den Weg, zunächst Richtung Innsbruck auf, wo wir versuchten bei einem Fahrrad- oder Motorradgeschäft einen Rückspiegel zu organisieren.
Nachdem eine halbe Stunde vertändelt war, sind wir durch Innsbruck durchgefahren und machten uns auf den langen Weg Richtung Brenner.
Wir hatten die Route über die alte Römerstraße, die durch die Ortschaften Aldrans – Lans – Patsch – Erlach – Gedeir –Pfons führt, gewählt und eine
sehr schöne Fahrt bis zum Brenner erlebt.
Wir wollten uns nicht unter Zeitdruck setzen und
fuhren einfach drauf los, mit keinem Ziel, egal
wie weit wir heute kommen.
Wir verließen Innsbruck
gegen 10.30 Uhr.
Der Weg hinauf nach Aldrans Immer wieder den Blick auf die Hauptstadt Tirols
Wir sagten dem Inntal servus und freuten uns immer wieder über das gute Wetter, die schönen Aussichten und über unsere treuen Oldies.
Vorbei an der Olympischen Bob-, Rodel- und
Skeletonbahn, der Blick zum Brenner mit der
Europabrücke.
Viele Anstiege, aber auch gewaltige Abfahrten, enge Straßen und Schluchten entlang der Römerstraße ließen es gar nicht zu auf die Uhr zu
schauen, und so verließen wir Pfons
und erreichten gegen 12.45 Uhr Matrei am
Brenner. Die vergangenen zwei Stunden
vergingen wie im Fluge, wir waren
entspannt und glücklich die
Brennerbundestrasse erreicht zu haben.
Auf der B182 weiter -- machten wir in
Steinach am Brenner eine kurze
Verschnaufpause.
Weiter Richtung Gries am Brenner und den
letzten großen Anstieg nach Gries bis
Brennersee, wo wir nochmals Halt machten,
um unsere Traktoren abzukühlen.
Um 13.15 Uhr fährt Florian in Brenner ein und genießt die staunenden Menschen in den
Straßencafes und auf den Gehsteigen.
Die vielen Eindrücke und die herrlichen Landschaftserlebnisse, aber auch die problemlose
Durchfahrt der Tiroler Hauptstadt, der nahezu einfache Aufstieg zum Brenner machten uns hungrig.
Wir beschlossen nicht am Brenner zu essen, sondern weiter zu einem alten Sportkameraden weiterzufahren, der uns mit Sicherheit kulinarisch verwöhnen wird.
Hans Leitner, er ist bis nach Innsbruck für seine gute Küche bekannt, hat uns mit seinem Mittagsmahl nicht enttäuscht.
Hier haben wir den „Brenner Willi“ getroffen, ein Eicher Puma Fahrer, der mit seinem Weinbergschlepper rund um den Brenner die Berge befährt und uns aufgetragen hat, bei unserer Rückfahrt
unbedingt in seiner Weinstube am Brenner einzukehren.
Nach einem ausgezeichneten
Mittagsmahl gingen wir gegen 15.00 Uhr die restlichen 25 km bis Ratschings an.
Entlang der alten Brennerstraße erreichten wir über Gossensaß um ca. 16.00 Uhr Sterzing.
Ruhig und gelassen fuhren wir, vorbei an der Talstation des Monte Cavallo, über die Umgehung von Sterzing weiter Richtung unserem Endziel.
Die uns so vertrauten Berge machten einfach glücklich, haben diese uns doch schon viele Jahre hier in Südtirol begrüßt und auch unvergeßliche
Erinnerungen und Eindrücke hinterlassen.
Nachdem wir auch sehr gut in der Zeit lagen und nur noch einen Katzensprung von unserem Endziel entfernt, haben wir noch einen
Zwischenstopp in Gasteig eingelegt.
Wir hatten Helga versprochen nach unserer Ankunft bei Ihr ein Bier zu trinken.
Doch wir hatten keine Ruhe, haben
uns mit unserem ersten Umtrunk in
Südtirol beeilt und uns auf die
Zielgerade begeben.
Der wunderschöne Blick ins Ridnauntal
und dahinter die schneebedeckten
Stubaier ließen unsere Herzen höher
schlagen, denn wir waren fast am Ziel.
Gegen 17.00 erwarteten mich Frau Braunhofer, seit 1984 unsere Gastgeberin in Ratschings und Florian, er
war nicht mehr zu halten und ist vorausgeeilt, an unserem Endziel,
dem Schoaterhof
Frau Braunhofer hätte nie gedacht, dass wir mit unseren alten Traktoren Sie besuchen würden. Wir hatten an Ostern unsere Pläne Ihr anvertraut, und meinte, als Florian vorgefahren war, es würden 2 Motorräder parken, doch bei genauerem Hinsehen hätte Sie dann Florian erkannt und war dann überrascht als auch ich noch mit meinem Eicherle und unserem Wendelin auftauchte.
Unsere Überraschung ist gelungen und wir wurden sofort mit einem Glas Rotwein begrüßt.
Unsere Fahrzeuge in der Abendsonne eingeparkt und selbstverständlich von unserer lieben Frau Braunhofer begutachtet, wobei sie sofort auf Flo´s Hela stieg, der ihr auf Anhieb ins Auge stach und sie diesen Schlepper gerne auf Ihrem Hof hätte.
Sehr glücklich und zufrieden haben wir unser Endziel erreicht.
Nachdem wir noch Herrn Braunhofer und Seppl, der war begeistert von unseren Traktoren, begrüßt und noch einen Nachttrunk organisiert hatten, richtete Florian unseren Schäferwagen für die Nacht
Mit unserem ED 16 sind wir nach Innerratschings zur Pizzeria Sepp gefahren, der sofort den Eicher unter
die Lupe nahm und ebenfalls, wie viele Menschen die wir unterwegs trafen, begeistert von unserer Tour
und von unserem Traktor war. Eine gute Pizza, die beste in Südtirol, und natürlich das obligatorische
Feierabendbier rundeten unsere glückliche Ankunft und unseren ersten Abend in Südtirol ab.
Tagesstrecke ca. 75 km, Fahrtzeit ca. 5,5 Stunden Abendstrecke 12 km
Gesamtstrecke bis Ratschings mit kleineren Umwegen 387 km, Fahrtzeit ca. 33 Stunden